Sturmzeichen

Ullstein-Bücher

Eine Sammlungzeitgenössischer Romane

Ullstein & Co / Berlin und Wien

Sturmzeichen

Roman von
Richard Skowronnek

Ullstein & Co / Berlin und Wien

Alle Rechte, insbesondere das der Uebersetzungvorbehalten. – Copyright 1914 by Ullstein & Co.

In den ersten Maitagen hat die »Berliner Illustrirte Zeitung« denAbdruck meines, im vorigen Jahre geschriebenen Romans begonnen. Als esHochsommer war, kam die österreichische Note an Serbien, dieMobilmachung Rußlands und an dem denkwürdigen vorletzten Julitag dieErklärung des Kriegszustandes für das deutsche Reichsgebiet. Seitdem hatsich in all seiner großartigen Wucht das gewaltige Drama verwirklicht,der europäische Krieg, dessen Nahen die »Sturmzeichen« ankündigten. Ausder deutsch-russischen Spannung, die die Volkskämpfe am Balkanhervorriefen, ist die Idee meines Romans geboren. Ich wußte, wie esjenseits der russischen Grenzpfähle, in den Kosakenquartieren aussah,ich wollte warnen und zugleich meine ostpreußischen Landsleute schildernin ihrer gelassenen Ruhe und ihrer unbeugsamen Kraft. So ist dasGrundgefühl, das meinen Roman durchzieht, die Liebe zur Heimat. VielLeid hat sie in den letzten Wochen erfahren, aber nur um so herrlicherwird sie aus Verwüstung und Not wiedererstehen.

Richard Skowronnek

Berlin, im September 1914

1. [7]

»Neuer Sieg der Bulgaren ... die Türken in vollem Rückzuge ...zweitausend Tote, fünftausend Verwundete ... Das neueste, das neueste,das allerneueste Extrablatt ...«

Gellend schrillte die laute Knabenstimme über den in vornehmer Ruheliegenden Königsplatz, der Portier des Großen Generalstabes verließseine Loge und trat durch die schwere Flügeltür auf die schon inabendlichen Dämmer getauchte Straße hinaus.

»Kostenpunkt, Kleener?« und er griff in die Tasche.

»For Sie, Herr Jeneral, jratis! Kinder unter zehn Jahren und Militärvon' Feldwebel abwärts man bloß de Hälfte ...«

Der kecke Junge in der Uniform einer großen Berliner Zeitung zog dasoberste Blatt von dem hohen Stapel, den er im linken Arme trug, undrannte weiter: »Neuer Sieg der Bulgaren ... die Türken in vollemRückzuge ... zweitausend Tote ... fünftausend Verwundete ...«

Der Alte in dem würdigen dunkelblauen Uniformrocke befestigteumständlich einen schwarzen Hornkneifer vor den weitsichtigen Augen und [8]entfaltete das noch feuchte Zeitungsblatt.

»Sofia, 19. Juni. (Telegramm unseres nach dem Kriegsschauplatzeentsandten Spezialkorrespondenten.) Sicheren Berichten zufolge, die ausdem Hauptquartier hierher gelangt sind, ist gestern den siegreichenbulgarischen Waffen ein neuer Erfolg beschieden gewesen. Der DivisionRadulowitsch ist es gelungen, den Feind aus seiner stark befestigtenStellung auf den Höhen von Koprülü-Burgas zu vertreiben. Die Türkenverloren zweitausend Tote und fünftausend Verwundete, die Verluste aufbulgarischer Seite werden als gering bezeichnet. Die geschlagenetürkische Armee befindet sich in vollem Rückzuge auf ...« Der alte Herrunterbrach sich, rückte das Blatt ein wenig näher an die Augen ... »Wieheißt das? I der Deuwel so

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