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Beobachtungen
über
Oesterreichs Aufklärung
und
Litteratur.

Von
Blumauer.

Wien,
bey Joseph Edlen von Kurzbeck 1782.

In einem Staate, in dem von jeherLiebe zur Lektüre herrschte, in demman von jeher die Schriften aller aufgeklärtenNationen las, um desto gierigerlas, je mehr Schwierigkeiten die Neugierdeder Leser reizten, in dessen aufgeklärteremTheile von jeher Grundsätze und Meinungenkeimten, die jeder denkende Kopfwohl im Stillen hegen, aber nicht öffentlichausbrechen lassen konnte, wo Wißbegierdedem starken Damm seit langer Zeitentgegen arbeitete, und dem Durchbrechenbereits nahe war; in so einem Staatemußte auf die Wegräumung der Hindernisse,und die Erweiterung der Preßfreyheitnothwendig eine Ueberschwemmung vonBroschüren folgen.

Auf welchen hohen Grad schon vor dieserEpoche die Schreibbegierde der Schriftstellerdes Landes gestiegen war, bewiesendie zahllosen Leichengedichte, Reden, Träumeu. s. w. auf den Tod der seligen Kaiserinn,und der nicht zu bändigende Eifer,mit welchem viele derselben der Verstorbenennoch ins zweyte Jahr hinein nachleyerten.Der Werth dieser Gedichte, so verschiedener war, und so zweydeutig er allemalbey blossen Gelegenheitsgedichten seynmuß, eröffnete dennoch der inländischenDichtkunst eine nicht zu verachtende Aussicht.Die Schreiblust war nun einmalrege, und sie schien nur eine kurze Zeit,wie in einer kurzen Sturm prophezeihendenWindstille zu lavieren, als ihr derRuf der erweiterten Preßfreyheit auf einmalin die Segel blies. Die kleine Schrift:über die Begräbnisse, die am ersten vondieser grösseren Freyheit Gebrauch machte,war der Vorläufer, und gleichsam das Zeichenzum Angriff, das hundert Federn in Bewegungsetzte. Man schrieb itzt, von allem,und über alles, man nahm den nächsten bestenGegenstand her, goß eine bald längere,bald kürzere, bald gesalzene, bald ungesalzene Brühe darüber, und tischte ihn demdamals noch sehr heißhungrigem Publikumzur Mahlzeit auf. Nichts war von nunan vor der rüstigen Feder der Autoren sicher:für 10. Kreuzer konnte man jedenGegenstand, er mochte groß oder klein seyn,durchgebeutelt lesen, und ein vollständigesVerzeichniß all der Von und Ueber, diedamals erschienen, würde ein Gemälde vonder possierlichsten Komposition geben. Ichwill zur Probe nur einige dieser Broschürenhersetzen:

Ueber die Stubenmädchen in Wien.

Ueber die Kammerjungfern.

Ueber die Bürgermädchen.

U

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