Anmerkungen zur Transkription

Im Original gesperrter Text ist so ausgezeichnet.

Weitere Anmerkungen zur Transkription befinden sich amEnde des Buches.


Rose, Linde und
Silberner Stern

Erzählung für die Jugend

von

Josephine Siebe

Mit vier farbigen Vollbildern und zahlreichen
Textillustrationen von Ernst Kutzer

Stuttgart
Verlag von Levy & Müller


Nachdruck verboten
Alle Rechte, insbesondere das Übersetzungsrecht, vorbehalten

Druck: Chr. Verlagshaus, G. m. b. H., Stuttgart


1

Erstes Kapitel.
Einzug.

Frau Tippelmann putzt den Türknauf und seufzt dabei. HerrHäferlein will Kaffee trinken, er wird aber darin gestört, unddie ganze Löwengasse verwundert sich. Frau von Bachhovennennt das Haus zur Rose einen Ziegenstall, aber Alette Amhaggeht froh hinein.

»Schön guten Morgen, Frau Tippelmann, auchschon fleißig? Heute kommen wohl Ihre neuenHausbewohner an?«

Der Kaufmann Häferlein in der Löwengasse vonBreitenwert, der soeben seinen Laden aufgeschlossenhatte, nickte freundlich zu seiner Nachbarin hinüber,und da diese keine Antwort gab, redete er weiter: »Einschöner Morgen heute, nur etwas kühl!«

»Hm,« knurrte Frau Tippelmann, mehr sagte sienicht, aber ihren Nachbar verdroß das auch nichtweiter; der war an diese Schweigsamkeit schon gewöhnt.Er zog den Rolladen seines kleinen Schaufensters2hoch, wischte mit einem großen Tuch dieScheiben ab und sprach dabei vergnügt, als wäre esfür ihn eine besondere Freude: »Sie werden rechtfroh sein, Frau Nachbarin, daß Sie nun nicht mehrden lieben langen Tag allein in dem großen Hausesitzen müssen; gelt, gut ist das Alleinsein nicht?«

»Hm, hm.« Frau Tippelmann putzte den dickenMessingknauf an der schön geschnitzten alten Haustüreblanker als blank, dabei tat sie einen kellertiefenSeufzer, der gar nicht nach Freude klang.

»O du lieber Himmel,« rief Herr Häferlein mitleidig,»Frau Tippelmann, Sie freuen sich wohl nichteinmal? Dabei sind's doch Verwandte von Ihnen!«

»Von Adam und Eva her, freilich!« Die große,stattliche Frau sah so griesgrämig drein, als sie diessagte, daß der freundliche Herr Häferlein, der mitjedem Pfennigkunden sich etwas erzählte, die Lust zuweiterer Unterhaltung verlor. »Ich muß nun hineingehen,«erklärte er, »es ist arg kalt, und warmer Kaffeewird mir gut tun. Sie sollten auch eine Tasse trinken,Frau Nachbarin, frieren Sie nicht?«

»Bewahre, aber Märzenluft und Aprilenwindschaden manchem Mutterkind!«

Der Kaufmann ärgerte sich über das Spottwort;er klappte laut seine Ladentüre zu, und Frau Tippelmannstand allein auf der Gasse. Die Frau ließ ihrenPutzlappen sinken. Der Knauf war wirklich blank3genug, und nachdenklich sah sie das Sträßlein entla

...

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