Tollkühner!

Der
Weihnacht-Abend.

Von
Gustav Schilling.

Wien, 1817.
Bey Anton Pichler.

Der
Weihnacht-Abend.

Erstes Kapitel.

Der Nordwind blies, der Schnee fiel ingroßen Flocken, die Regenschirme zärtlicherEltern und Liebhaber bedeckten den Christmarkt.„Laßt mich ein Kind seyn!“ sprachWoldemar und zog seinen Freund in das sehenswertheGedränge. Hier feilschten Mädcheneine Wiege, dort stand der grämlicheKüster unter einer Glorie von Hannswürsten,der General vor dem Stalle zu Bethlehem,der Staats-Rath unter Steckenpferden. EineReihe neugebackener, reich versilberter Potentatenlockte die täuschbaren Kinder an.

„Hierher meine gnädigen Herrn!“ rief desHof-Conditors süße Rosine. „Sehen Sie nurdie schöne Bescheerung. Rosseaus Grab, HarlekinsHochzeit, Mariä Verkündigung unddiese niedliche Papagena.“ Die Freunde tratennäher, besahen das Grab, die Hochzeit,das Mädchen selbst. Lachend verglich sie Juliusder Vogelfängerin, Woldemar aber erröthete,denn nur ein Säugling bedeckte Papagenasgesegnete Brust; die Verlegenheitmacht’ ihn zum Käufer und Rosine öffnetedankbar ihr Döschen, um ihn mit ächtenDiabolini’s zu bewirthen. Der Adjutantstörte die Gäste. Wenn es Dir, „sprach erzu Woldemar“ anders noch Ernst damit istin das neue Frey-Corps zu treten so eile,Dich dem General vorzustellen. Er steht imBegriff zu der Armee abzugehn.

Wisse Freund, „erwiederte dieser“ daßmein Schicksal in den Händen einer unschlüssigenFee liegt, die mich bald anzieht, baldentfernt, mir heute räth in den Krieg zuziehen, mich morgen dann nicht lassen will —Doch soll es sich noch heut entscheiden. Damitsteckt’ er die wächserne Papagena ein undverschwand unter dem Haufen.

Zweytes Kapitel.

Herr Wahl, der Oheim, und Vormund dieserSchicksals-Göttin saß indeß daheim vordem Hauptbuch, freute sich der eben gezogenenBilanz, hieß den Seidenhändler Merkerviel freundlicher als sonst willkommen undsprach sofort vom Curs, von Geschäften, vomplötzlichen Fall eines bedeutenden Hauses.Herr Merker schnippte den Staub von seinemErmel, zog den Stockknopf vom Munde,räusperte sich und rief: „Was fällt das fällt!Wir, denk’ ich, bleiben stehen.“

So Gott will! brummte der Alte und faltetein stiller Andacht seine Hände.

Ich stehe gut.

Ist mir bekannt.

Doch immer noch auf Freyers Füßen. Geduldigzwar, doch auch zuweilen mit Ungeduld.Wenn Ihre Jungfer Nichte sich endlichnun entschliessen wollte — oder bereits entschlossenhätte — Wie?

Dann „fiel der Oheim ein“ wäre uns beydengeholfen, denn das Mädchen ist meineeinzige Sorge. Ich sollte mich ärgern, aberdas hilft nichts —

Ein Machtwort sprechen, Herr Kollege,ein Machtwort —

Da sey Gott für! Der gab ihr ja, wieuns, den freyen Willen.

So? — Ja! und vier Liebhaber zu meinerPlage.

Bedeuten nichts! den ei

...

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