Roman
von
Frankfurt a. M.
Verlag von Meidinger Sohn & Comp.
1854.
Der Jüngling.
Motto:
(Falbe nach Theogins.)
Geheimnißvoll murmeln die Wellen und schlagen nur leisean die Ufer des friedlichen Busens, in welchen das Flüßchen Jahde,vorüber rinnend an den einzelnen Häusern des friesischen Dorfes gleichenNamens und der Jahdekirche, sich geräuschlos einsenkt, um dann alsbreite Stromfläche aus dem zur Fluthzeit fast gerundet erscheinendenBecken mit dem Weserausstrome sich zu vereinen und in die Nordseesich zu ergießen. Nur wenige größere Fahrzeuge liegen an der Rhedevon Färhuk vor Anker, mit Kaufmannsgütern befrachtet, oder aufEinschiffung solcher harrend; es sind Schmakschiffe, die mit vierzigbis fünfzig Lasten die Erzeugnisse des Landes Oldenburg dem Verkehrder nachbarlichen Seehäfen zuführen, und außer ihnen ungleich mehrBarken und Kähne für die Vermittelung des nächstnahen Handelsbetriebesder ausgedehnten Marschlande. Tief in das Land eingebettet,mehr einem großen Binnensee ähnlich, als einem eigentlichen Meerbusen,vor Stürmen geschützt, wie vor heftiger Brandung selbst beihöchster Fluth, ruht dieses Gewässer, und dabei befahrbar von dengrößten Schiffen, von Klippen frei wie von Treibeis, an jeder Stelletrefflichen Ankergrund darbietend.
Es ist derselbe Jahdebusen, auf welchen in der Gegenwart sich hoffnung-und freudevoll die Blicke zahlreicher deutscher Vaterlandsfreunderichten; auf dem die schwarz-weiße Flagge Preußens von stolzen Kriegsschiffen,die hier ihren Hafen fanden, wehen, und diesem Winkel zwischenLand und Meer dereinst vielleicht eine hohe geschichtliche Bedeutungverleihen wird. Sechs Jahrzehnte zurück! Eine