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Der Todesgruß der Legionen.

Zeit-Roman

von

Gregor Samarow.

Erster Band.

Berlin, 1874.

Druck und Verlag von Otto Janke.

Erstes Capitel.

Am Ufer der Marne, in der Nähe der kreidereichen weißen Ebene derChampagne, liegt die alte Stadt Saint-Dizier, ein kleiner Ort mit etwafünftausend Einwohnern, deren Industrie zum großen Theil darin bestehtdie auf der Marne herabgeflößten Holzstämme in Bretter zuzerschneiden—außerdem befinden sich dort berühmte Manufacturen vonEisenwaaren und durch diese Gewerbthätigkeit hat der ganze Ort trotzseiner geringen Ausdehnung, vielleicht gerade wegen derselben einebedeutende Wohlhabenheit erreicht.

Die alte Stadt zieht sich mit ihren winkligen und ziemlichunregelmäßigen Straßen in einer verhältnißmäßig bedeutendenLängenausdehnung am Ufer der Marne hin. Auf dem höchsten Punkt liegteine alte Kirche von hohen Bäumen umgeben, welche ebenso wie die Stadtselbst und deren altersgraues Rathhaus voll von historischenErinnerungen ist, die innig mit großen Momenten der GeschichteFrankreichs zusammenhängen.

Schon von Alters her waren die Einwohner von Saint-Dizier sehrstreitbare und kriegerische Männer, man nannte sie im Mittelalter lesbragars—eine Zusammenziehung aus les braves gars—und die bragars vonSaint-Dizier waren die treuesten und muthigsten Kämpfer Franz I.; siehielten eine lange Belagerung Carl V. aus und leisteten dem Landedadurch wichtige Dienste, für welche der ritterliche König sie mitverschiedenen bedeutenden Privilegien auszeichnete.

Diese stolzen Erinnerungen leben noch heute in den Bewohnern vonSaint-Dizier fort und so klein und unscheinbar die Stadt ist, so stolzblickt sie auf ihre Geschichte zurück und jeder Bürger von Saint-Diziermacht das Wort Franz I.: "tout est perdu fors l'honneur" zu seinerDevise.

Die unmittelbare Umgebung der Stadt ist flach und eben; in einigerEntfernung erheben sich kleine Anhöhen mit niedrigen Laubwaldungen undWeinpflanzungen bedeckt. Dort befindet sich eine Wasserheilanstalt,welche wegen ihrer gesunden Luft und ihrer frischen Quellenbäder vonden Bewohnern der Umgegend häufig besucht wird und während des Sommersdie kleine Stadt mit dem bewegten Leben eines Badeortes erfüllt.

Es war an einem Februarabend des Jahres 1870.

Rauh und kalt wehte der Wind über die ebene Umgebung der Stadt; die
Wellen der Marne vom Sturm gepeitscht schlugen an die Ufer und die dort
aufgehäuften Holzblöcke; durch die in zerrissenen Flocken über den
Himmel hinjagenden Wolken blickte von Zeit zu Zeit ein Strahl des
Mondlichtes und erhellte einen Augenblick die öde und kalt daliegende
Gegend.

Auf einem ebenen Wege am Flußufer, der an schönen Tagen für die Bewohnervon Saint-Dizier eine beliebte Promenade bildete, gingen langsam zweiMänner auf und nieder.

Beide waren hoch und kräftig gewachsen und wenn das Mondlichtvorübergehend ihre Gesichtszüge beleuchtete, so konnte man in denselbenjenen eigenthümlichen Typus der norddeutschen Race erkennen. Der Einevon ihnen mochte etwa fünfundzwanzig Jahre alt sein; seine Gestalt wargeschmeidig, seine Bewegungen elastisch und nicht ohne eine gewissenatürliche fast elegante Anmuth, welche nicht vollständig mit derKleidung übereinstimmte, die er trug und die ungefähr diejenige desfranzösischen Arbeiterstandes war.

Sein Gesicht war scharf geschni

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