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ERSTE BIS VIERTE AUFLAGE.

100 EXEMPL. SIND AUF HANDGESCHÖPFTEMBÜTTENPAPIER ABGEZOGEN, NUMERIERT UNDIN GANZPERGAMENT GEBUNDEN; PREIS 15 M.FÜR DAS EXEMPLAR.

Wagenlenker aus Delphi
(Nach einem Gipsabguss des Bronce-Originals)

GERHART HAUPTMANN

GRIECHISCHER
FRÜHLING

1908
S. FISCHER / VERLAG / BERLIN

HARRY GRAFEN KESSLERGEWIDMET

Ich befinde mich auf einem Lloyddampferim Hafen von Triest. Zur Not habenwir in Kabinen zweiter Klasse nochPlatz gefunden. Es ist ziemlich ungemütlich.Allmählich läßt jedoch das Laufen,Schreien und Rennen der Gepäckträgernach und das Arbeiten der Krane. Manbeginnt, sich zu Hause zu fühlen, fängtan sich einzurichten, seine Behaglichkeit zusuchen.

Eine Spießbürgerfamilie hat auf denüblichen Klappstühlen Platz genommen.Mehrmals ertönt aus ihrer Mitte das Wort„Phäakenland“. Erfüllt von einer großenErwartung, wie ich bin, erzeugt mir Klangund Ausdruck des Wortes in diesem Kreiseeine starke Ernüchterung. Wir schreibenden 26. März. Das Wetter ist gut: warmeLuft, leichtes Gewölk am Himmel.

Ich nahm heute morgen im Hotel hintereiner sehr großen Fensterscheibe mein Frühstückein, als, mit einem grünen Zweigleinim Schnabel, draußen eine Taube aus demMastenwalde des Hafens heran und nachoben, von links nach rechts, vorbeiflog.Dieses guten Vorzeichens mich erinnernd,fühle ich Zuversicht.

Wir entfernen uns nach einem seltsamenManöver der „Salzburg“ von Triest. DieGegenden sind ausgebrannt. Alle Färbungender Asche treten hervor. Der Karst erscheintwie mit leichtem Schnee bedeckt.Viele gelbe und orangefarbene Segel ziehenüber das Meeresblau. Die Maler sind entzücktund beschließen, zu längerem Aufenthaltgelegentlich zurückzukehren.

Es ist jetzt fünf Uhr. Seit etwa zweiStunden sind wir unterwegs. Beinweißzieht die nahe Strandlinie an uns vorüber.Wir haben zur linken das flache dalmatinischeLand, ausgetrocknet, weit gedehnt,in braunrötlichen Färbungen. Beinweiß, wievon ausgebleichten Knochen errichtet, zeigensich hie und da Städte und Ortschaften,zuweilen bedecken sie sanftgewölbte, braungrüneHügel oder liegen auf dem braungrünenTeppich der Ebene. Mit scharfemAuge erkennt man fern weiße Spitzen desVelebitgebirges.

Allmählich werden diese Bergspitzenhöher und der ganze Bergzug tritt deutlichhervor. Er ist schneebedeckt. DenBlick hinter mich wendend, bemerke ich:die Sonne steht noch kaum über demWasserspiegel, ist im Untergang. Der Mitreisendenbemächtigt sich jene Erregung,in die sie immer geraten, wenn die Stundeherannaht, wo sie die Natur zu bewundernverpflichtet sind. Bemühen wir uns, wahrhaftigzu sein! Der großartige, kosmischeVorgang hat wohl die Seelen der Menschenvon je mit Schauern erfüllt, lange bevordas malerische Naturgenießen zur Modege

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